
Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz als Anwalt der Tiere zu bezeichnen, würde seinem Einsatz nicht im Ansatz gerecht werden. Menschen wie er sind Hoffnungsträger für einen Wandel auf unserem Planeten. Nicht nur für die Tiere, auch für uns Menschen. Von den Mainstreammedien und den mächtigen Lobbyisten der Fleischindustrie gerne als radikaler und skrupelloser Tierschützer bezeichnet, sieht er sich selbst als friedlichen Protestler. Er gibt hilflosen Wesen eine Stimme und die notwendige Aufmerksamkeit, die für die Gesellschaft sonst eher im Verborgenen bleibt. So ruft er sogar offen zum friedlichen Protest auf, weil er aus vollster Überzeugung den Standpunkt vertritt, dass Gewalt gegen Tierausbeuter und Tierquäler nur das Gegenteil bewirkt und dem Sinn seiner Arbeit nicht dienlich ist. Friedlicher, kompetenter und andauernder Widerstand mit Hilfe von Aufklärung und demokratischem Protest. Videos, Bilder und Interview ...
FRIEDRICH MÜLLN - UNDERCOVER FÜR TIERE
1. Vor einigen Wochen habe ich auf meiner FB-Seite ein Bild von dir mit einem gehäuteten Fuchs aus einer asiatischen Pelzfarm geteilt. Die Follower waren schockiert, das Bild wurde über 1000 Mal geteilt. Warum warst du auf dieser Pelzfarm, wie können wir uns diesen Ort des Grauens vorstellen?
Friedrich: Dieses Bild wurde während einer Undercover-Recherche in China aufgenommen. Es hatte drei Jahre gedauert und mehrere Besuche in dem Land benötigt, um die perfekte Geschichte von mir als Pelzhändler aufzubauen. Ich lernte wie mich wie ein solcher Mensch zu verhalten, wusste, wie man gute Qualität am Pelztiermarkt erkennt, und war am Ende so etabliert, dass meine Kollegin und ich alles filmen durften. Es war dennoch schwer zu ertragen, die Füchse und Marderhunde vor meinen Augen sterben zu sehen. Der Tatort, ein Dorf mit etwa 100 Pelzfarmen, eines von Hunderten solchen Dörfern in dieser Region.
2. Du widmest dein Leben nun schon seit rund 25 Jahren dem Tierschutz und bringst die Wahrheit ans Licht. Dir wurde auch ein Preis für Zivilcourage verliehen. Wie kam es dazu?
Friedrich: Ich versuche Dinge zu erreichen, die als unmöglich gelten. Dazu gehörte auch eine große Undercover-Recherche in einem deutschen Tierlabor. Und zwar nicht in irgendeinen, sondern im Hochsicherheitstrakt der Primaten Giftigkeitstests der Firma Covance in Münster. Ich verbrachte dort ca. fünf Monate als Tierpflegehelfer und filmte mit versteckter Kamera. Damals war das aufgrund der Größe der Geräte und Betrieb mit Kassetten noch super schwierig. Auf die Aufdeckung der katastrophalen Zustände aus Gewalt, Käfigfolter und vergifteten Affen, folgte ein Mammutprozess des Weltkonzerns gegen mich. Diesen habe ich gewonnen und damit ein Präzedenzurteil für investigative Tierschutzrecherchen geschaffen. Das nützt noch heute 14 Jahre danach Schweinen und Hühnern.
3. Schwere Tierversuche an Affen beim Max-Planck-Institut in Tübingen. Dein Team und du recherchierten in diesem Institut über mehrere Monate, und die Ergebnisse sind wie erwartet erschreckend. Viele Medienkanäle haben darüber berichtet. Die Affenversuche 2015 wurden deswegen eingestellt. Was geht da vor, wie geht es weiter?
Friedrich: Diese Versuche sind jetzt beendet. Wir haben damit nicht nur dieses einmalige Ziel erreicht, sondern auch noch einen 20-Millionen-Euro-Neubau eines neuen Affenlabors verhindert, neue Versuche dieser Art durch strengere Auflagen schwieriger gemacht und nicht zuletzt die mächtige Tierversuchsindustrie blamiert und eine neue Debatte über dieses "verlorene" Thema angestoßen. Und nun? Wir bleiben wachsam und werden die Tierversuchsindustrie weiter friedlich bekämpfen, es ist noch lange nicht vorbei und es geht um alle Versuchstiere. Wichtig: Positiv denken, Erfolge wertschätzen und diese Kraft daraus nutzen. Das ist der Weg, der wirkt.
4. Wiesenhof betreibt Massentierhaltung und somit Massentierqual auf höchster Ebene, wie ist da die aktuelle Situation. Hat sich seit deiner Recherche irgendetwas geändert?
Friedrich: Nein, Wiesenhof macht immer weiter und wächst wie ein böser Tumor. Aber es war auch nie unser Ziel Wiesenhof mit einem Schlag zu erledigen, das wäre auch nicht möglich. Jede Aufdeckung über diesen Konzern schleudert wieder ein paar Menschen aus dem Todeskarussell der Tierausbeutung. Dieser stete Tropfen, in Verbindung mit den Umweltproblemen des nächsten Jahrzehnte, werden den Koloss zu Fall bringen oder eben veganisieren. Wesjohann, der Chef von Wiesenhof, ist schlau, er wird umsteuern, er weiß, das Fleischzeitalter endet.
5. Polen ist angeblich Europas zweitgrößter „Pelzproduzent“ in Europa. Du hast auch da recherchiert. Was ist der Unterschied zu den asiatischen Pelzfarmen?
Friedrich: Die Unterschiede sind minimal. Bei Nerzen kaum zu erkennen, bei Füchsen und anderen Tieren, sind die Käfige in Asien noch kleiner. Viele Pelzfarmen in Asien gehören übrigens Europäern und viele in Polen, Dänen und Niederländern. Polen mag also die Nr 2 in Europa sein, aber eigentlich ist es nur der billige Hinterhof der westlichen Pelzindustrie.
6. Undercover als Daunenhändler. Der so genannte Lebendrupf für die Daunengewinnung ist blutig, bestialisch, einfach nur grausam. Den Tieren werden die Federn einfach aus der Haut gerissen. Eigentlich ist diese Methode EU-weit verboten, trotzdem wird es nach wie vor praktiziert. Deine Videoaufnahmen zeigen die grausame Realität. Du musstest dich anschließend vor Gericht verantworten. Was ist passiert?
Friedrich: Damals konnte ich beweisen, dass die ganzen verlogenen Daunenfirmen in Deutschland nach Ware von blutig gerupften Gänsen gieren und diese unseren fingierten Händler aus den Händen gerissen haben. Das war ziemlich peinlich für die Daunenindustrie, auf deren Kissen vor lauter Tierschutzgütesiegeln kaum noch Platz frei ist. Ach ja, man hatte mich dann noch verklagt, weil ich angeblich eine verdeckte Ermittlerin zu Audioaufnahmen überredet hätte. Alleine schon deswegen absurd, weil TierrechtlerInnen für wichtige Arbeit nicht überredet werden müssen. Das Verfahren wurde eingestellt und der Richter lobte meine Arbeit und meinte, ich solle so weiter machen. Ein gutes Beispiel, dass der Weg zum Gericht oft ein echter Schuss ins Knie für unsere Gegner ist, denn nichts ist für die Presse so sexy, wie ein ordentlicher "David-gegen-Goliath-Prozess". Leider geht der Lebendrupf weiter, leider auch geschützt von korrupten Tierschutzorganisationen, die mit der Daunenindustrie gemeinsame Sache machen. Man nennt das heute nicht mehr Lebendrupf, sondern Harvesting.
7. Du siehst hin wo andere wegsehen, dass nun seit viele Jahren. Wie verarbeitest du all diese Bilder und Grausamkeiten? Hat sich dein Verhältnis zu Menschen geändert?
Friedrich: Früher hatte ich mal eine Phase, wo ich Menschen für all das gehasst habe. Heute sehe ich das gelassener. Ich denke, das ist wie bei einem Rettungssanitäter, der kümmert sich um den offenen Bruch und ich filme eben das verwesende Schwein im Stallgang. Dennoch ist das alles sehr schwer zu ertragen, und ich bin froh, dass meine Hobbys von alten Nintendospielen über meinen Garten oder die schönen Reisen, genug Kraft regenerieren. Am meisten nerven aber gar nicht die schlimmen Bilder, sondern die schlimmen Menschen in der Szene. Da gibt es echt so viele kaputte und neidzerfressene Leute.
9. Gibt es ein besonders schönes oder trauriges Erlebnis?
Friedrich: Eines der schönsten Erlebnisse, war die Rettung der Ente Zelda. Sie war in einer Stopfmastanlage schwer verletzt worden, und drohte zu verbluten. Ich holte sie aus dem verdreckten Käfig und kümmerte mich um sie. Es war so toll, als wir sie das erste mal in die Badewanne setzen konnten und sie schier durchdrehte vor Freude über das Wasser und endlich sauber zu werden.
Traurig? Da ist so viel, dass kann man nicht zusammenfassen oder etwas herausstellen. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, mich nicht zu sehr zu freuen und nicht zu traurig zu sein. So lässt sich das aushalten.
10. Wie schätzt du die Aussichten im Tierschutz für die Zukunft ein?
Friedrich: Wir werden gewinnen und wir werden es erleben. Die Umweltprobleme, der wachsende Widerstand und neue ethische Standards, werden diese Todesindustrie in den Gulli der Geschichte spülen.
11. Wie finanzierst du dein Einsätze, wie kann man deine Arbeit unterstützen?
Friedrich: Ich bekomme seit einiger Zeit von SOKO Tierschutz ein Gehalt. Freue mich aber auch über direkte Unterstützung z.B. über meine Homepage. Ich verdiene auch Geld mit meinen Fotos von früher, häufig einmalige Einblicke, die man nie wieder erhalten hat. Leider werden diese häufig geklaut oder selbst große Orgas wie Peta oder Ärzte gegen Tierversuche sind nicht einmal bereit ein paar Euro dafür zu bezahlen. Da frage ich mich immer: Gehen die auch in ein veganes Restaurant und zahlen am Ende nicht, weil sie ja ach so gute Tierschützer sind?
Danke Friedrich für deine Zeit, und dein Engagement für die Tiere! Bitte mach so weiter! Sandy P.Peng
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VIDEOS
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