1. Wann hast du dich dazu entschieden deinen eigenen, kleinen Onlineshop zu eröffnen?
Im Jahr 2014 war ich insgesamt mehrere Monate unterwegs um bei Tierschutzprojekten mitzuwirken. Unter anderem auf den dänischen Färöer-Inseln für den Walschutz, in Bukarest für Straßenhunde, viele Proteste, Demonstrationen, Kampagnen-Mitarbeit und Recherchen zu den unterschiedlichsten Themen. Außerdem habe ich mehrere Wochen bei einem Gnadenhof in den kanadischen Rocky Mountains gelebt und mitgearbeitet. Diese unterschiedlichen Eindrücke und Stationen haben das Jahr 2014 zu einem besonderen Jahr gemacht. Wir haben während unseren Tätigkeiten, oft an der Front, viel gesehen und erlebt. Einige Tränen vergossen aber auch gelacht und Erfolge gefeiert. Ich habe großartige Aktivist*innen kennengelernt und es haben sich schöne Freundschaften entwickelt.
Zu diesem Zeitpunkt war ich zwar schon einige Jahre aktiv, aber Ende 2014 war für mich klar, ich musste endlich einen Weg finden, damit ich Tierschutz zum Beruf machen und an jedem einzelnen Tag was Sinnvolles leisten kann. Mich einer Tätigkeit widmen, die mich zwar fordert, aber auch erfüllt. Im Herbst 2015 habe ich dann den Weg in die Selbstständigkeit gewagt. Dank meiner bereits bestehenden Community und vielen treuen Follower*innen hat die Idee mit meiner eigenen Tierschutzstatement-Mode gleich positiven Anklang gefunden. Dafür bin ich sehr dankbar! Mittlerweile bin ich auch beim VGT – Verein gegen Tierfabriken angestellt. Die Arbeit mit dem VGT lässt sich sehr gut mit meinem Webshop kombinieren. Nun kann ich mich jeden Tag, zusammen mit einem großartigen Team, zu 100% für Tierschutz und Tierrechte engagieren.
2. Kannst du uns mehr über die Produktion deiner Kleidung erzählen? Wo wird sie hergestellt und woher stammt die verwendete Baumwolle?
Genäht werden die Bio-Baumwolle-Textilien in zertifizierten Fairtrade-Betrieben. Bestickt in Österreich und gedruckt wird in Deutschland von Hand mit OEKO-TEX zertifizierten, umweltfreundlichen Farben. Zum Teil verwende ich auch Produkte aus recycelten Materialien. Das Verpackungsmaterial besteht aus Papierklebeband, keine Folie oder unnötige Umverpackungen. Die Grüne Lieferscheintasche ist vollständig aus Altpapier und biologisch abbaubar. Als Beilage gibt es Statement-Aufkleber, diese sind selbstverständlich ebenfalls vegan.
3. Erstellst du die T-Shirt Designs selbst?
Ich habe eine Idee oder eine Vorstellung, um die Umsetzung kümmern sich dann kreative Menschen, die mich und meine Tätigkeiten unterstützen.
4. Durch das Coronavirus war Tierquälerei, für eine kurze Zeit, wieder in den Medien und somit ins öffentliche Interesse gerückt. Durch die Tiermärkte in Wuhan, der vermeintliche Ursprungsort des Viruses, durch die Fleischindustrie – hier insbesondere die Tönnies-Schlachtbetriebe und zuletzt in Dänemark, als Millionen Nerze auf Pelzfarmen wegen einer Coronavirus-Mutation getötet werden mussten. Glaubst du, dies führt endlich zum Umdenken, wie mit Tieren weltweit umgegangen wird? Und das Tiere auf lange Sicht nicht mehr als billige, beliebig austauschbare Ware behandelt werden, sondern wie fühlende Lebewesen?
Seit Beginn der Pandemie konnte ein deutlicher Rückgang des Fleischkonsums beobachtet werden. Das ist ein gutes Zeichen, dass die Menschen angefangen haben, über ihren Konsum nachzudenken. Auch haben zahlreiche Tierschutzorganisationen darüber aufgeklärt, dass die meisten großen Pandemien Zoonosen waren, also Krankheiten, die, unter anderem durch Fleischkonsum, von Tieren auf den Menschen übertragen wurden. Außerdem war im letzten Jahr der sogenannte Veggie Burger Ban ein großes Thema, als die EU Bezeichnungen wie Burger, Wurst oder Schnitzel für pflanzliche Lebensmittel verbieten wollte und zurzeit ist gerade eine ähnliche Diskussion um die Bezeichnungen von Milchprodukten im Gange. Das zeigt schon auch deutlich, dass sich die Tierindustrie von der wachsenden Zahl an pflanzlichen Fleisch- und Milchalternativen bedroht fühlt. Es ist zu hoffen, dass sich der Trend zu weniger Fleischkonsum auch nach der Pandemie fortsetzt, aber wir haben da wahrscheinlich noch einen langen Weg vor uns.
5. Ich habe letztes Jahr, in einem Buch aus den 50er Jahren, ein Kapitel über Pelzmode gelesen. Ethische Bedenken gab es da, natürlich, keine, allerdings wurde von Käfighaltung abgeraten, da das Fell der Tiere in Käfighaltung stumpf, glanzlos und von minderer Qualität wäre. Also entschied man sich für eine Art Gehege, in denen die Tiere sich frei bewegen konnten und in ihrer natürlichen Umgebung lebten, mit Wasser und Pflanzen. Schaut man heutzutage nach China oder Dänemark, sieht man wieder das altbekannte Bild. Arme Tiere die in viel zu kleinen, engen Gitterkäfigen dahinvegetieren. Obwohl der Tierschutz viel weiter ist, hat man oft das Gefühl, dass sich seit den 50ern nicht viel geändert hat…
Seit den 50er Jahren hat sich die wirtschaftliche Lage stark geändert. Heute muss alles größer, schneller, lukrativer sein. Je mehr Tiere in noch engere Käfige gesperrt werden können, umso mehr Geld lässt sich mit ihnen verdienen. Und die Sparmaßnahmen laufen immer auf Kosten der Tiere. In Österreich hat sich seit damals allerdings sehr viel verändert. Pelzfarmen gibt es in Österreich bereits seit über 20 Jahren nicht mehr, endgültig verboten sind sie seit 2005. Nach unserem Vorbild haben auch bereits zahlreiche andere europäische Länder ein Pelzfarmverbot eingeführt. Heute kommt Pelz meist aus China, wo leider, nach wie vor, kaum Gesetze zum Schutz von Tieren existieren.
6. Fast-Fashion-Luxusmarken wie Gucci, Prada und Burberry verzichten mittlerweile auf echten Pelz. Ist dies der Anfang vom Ende für die Pelzindustrie oder wird dieser grausame Trend nie aus der Mode kommen?
Dass große Marken den Verkauf von Pelzen einstellen, ist eine gute Entwicklung. Leider sehen viele Menschen Pelze immer noch als Statussymbol oder sie wissen beim Kauf, z.B. von Hauben mit Bommeln, gar nicht, dass es sich um echten Pelz handelt. Am besten wäre ein Verkaufsverbot von Tierpelz. Immer mehr europäische Länder führen ein Pelzfarmverbot ein und gerade die Coronakrise hat dazu geführt, dass viele Farmen schließen mussten, weil sich eine mutierte Form des Virus unter den Tieren ausgebreitet hatte. Wenn es keine europäischen Pelzfarmen mehr gibt, steht einem EU-weiten Verbot der Einfuhr und des Verkaufs von Pelz nichts mehr im Wege. Mit dem Wegfall der gesamten EU als potentieller Markt für Pelzprodukte, wird die Pelzproduktion in anderen Ländern hoffentlich irgendwann unrentabel und eingestellt.
7. Pelz ist seit Jahren umstritten. Anders sieht es da bei anderen, tierischen Materialien aus. Zum Beispiel echtes Leder. Leder ist oft ein Nebenprodukt der Fleischindustrie, manchmal werden die Tiere aber auch nur wegen ihrer Haut getötet. Woher bekommt die Fast Fashion Industrie hauptsächlich ihr Leder? Und gibt es so etwas wie nachhaltiges Leder überhaupt?
Der größte Teil des Leders kommt aus Ländern wie China oder Indien, wo leider kaum Tierschutzgesetze existieren. Außerdem ist Leder kein Abfallprodukt, das sowieso in der Fleischindustrie anfällt, sondern ein lukratives Neben- oder Hauptprodukt. Tiere werden also – zumindest auch – für Leder gezüchtet, oft unter schlimmen Bedingungen gehalten und getötet. Und als Nebenprodukt der Fleischindustrie ist der ökologische Fußabdruck von Leder genauso groß, wie der von Fleisch. Beim Gerben werden außerdem etwa 500 Liter Wasser pro Quadratmeter Leder eingesetzt. Dabei kommen zudem giftige Chemikalien zum Einsatz, die bei unsachgemäßer Handhabung auch in die Umwelt gelangen können. Es ist außerdem bekannt, dass in Gerbereien oft Kinderarbeit zum Einsatz kommt. Nachhaltig ist Leder also maximal dann, wenn es Second Hand erworben wurde oder aus nicht tierlichen Materialien hergestellt wird.
8. Was sind, deiner Meinung nach, die besten und langlebigsten Lederalternativen?
Es gibt heute veganes Leder, das zum Beispiel aus den Fasern von Ananaspalmenblättern oder aus Überresten der Apfelsaftindustrie hergestellt wird. Auch Kork wird immer wieder als Leder-Ersatz verwendet, weil es strapazierfähig, wärmend, atmungsaktiv und spritzwasserdicht ist. Kunstleder ist besonders langlebig und lässt sich häufig genauso wie Leder verwenden, leider ist es wegen seiner Kunststoffbeschichtung allerdings nicht biologisch abbaubar.
Ein tierisches “Produkt”, das ebenfalls sehr beliebt in der Textilindustrie ist, ist die Wolle. Neben der klassischen Schafswolle gibt es noch Mohair von Angoraziegen, Kaschmirwolle der Kaschmirziege, Alpakawolle von Alpakas und Angorawolle von Angorakaninchen. Außer bei Schafen bin ich mir nicht sicher, wie natürlich die Wollgewinnung ist. Kannst du uns ein wenig über die Gewinnung von Angorawolle (von Kaninchen und Ziegen), Kaschmir- und Alpakawolle erzählen?
Fast die gesamte Weltproduktion von Angora-Wolle stammt aus China, wo es kaum Tierschutzgesetze gibt. Angora-Kaninchen werden dort einfach in enge Einzelkäfige gesperrt, wo sie sich nicht bewegen oder beschäftigen können. Drei bis viermal im Jahr werden sie dann in Streckbänke eingespannt, wo ihnen das Fell ohne Betäubung aus der Haut gerissen wird. Es gibt Videos davon, die zeigen, dass die Tiere Todesangst erleiden und sie oft nach dem Rupfen Wunden am Körper haben. Angoraziegen werden meist bereits kurz nach der Geburt mit glühenden Eisen oder ätzenden Chemikalien enthornt. Beim Scheren werden den Tieren die Beine zusammengebunden und sie werden von den scharfen Messern oft verletzt. Außerdem erfrieren jedes Jahr Millionen Tiere nach der Schur.
Auch Kaschmirwolle stammt von Ziegen, die meist in China oder der Mongolei gehalten werden. Auch ihnen werden die Beine bei der Schur zusammengebunden, anschließend wird ihnen das Fell mit Kämmen ausgerissen oder abgeschoren. Schnittverletzungen liegen an der Tagesordnung. Alpakas werden ebenfalls die Beine zusammengebunden, wenn sie geschoren werden. Eine Tierrechtsorganisation hat sogar aufgedeckt, dass selbst schwangere Tiere qualvoll zu Boden gedrückt und geschoren werden, außerdem kommt es vor, dass die scharfen Messer ein Augenlied oder eine Brustwarze abtrennen. Man sieht also, Wolle ist praktisch immer eine Tortur für die Tiere und mit sehr viel Stress und Leid verbunden. Das alles wäre gar nicht notwendig, da es zahlreiche tierleidfreie Alternativen zu tierischer Wolle gibt.
9. In der Schafswollproduktion ist vor allem das Mulesing ein großes Problem. Die meiste Wolle stammt aus Australien, wo Mulesing, Kastration und Schwanz-Amputation, ohne Betäubung, an der Tagesordnung sind. Gibt es auch ethisch hergestellte Wolle aus Australien bzw. welche Alternativen zu australischer Wolle gibt es?
Ein Tierprodukt, für das Tiere extra gezüchtet, oft unter schlimmen Bedingungen gehalten und schließlich auch wieder getötet werden. Eine ethisch hergestellte Wolle kann daher nicht von Tieren stammen. Es gibt zahlreiche pflanzliche Alternativen für Wolle, die genauso weich sind, warmhalten und schön aussehen, für die kein Tier leiden musste. Das bekannteste Produkt ist wahrscheinlich die Baumwolle. Hier sollte man auf Bio-Qualität achten, da beim konventionellen Anbau viele Pestizide und Düngemittel zum Einsatz kommen. Auch Leinen und Hanf werden umweltschonend angebaut und sind atmungsaktiv. Außerdem gibt es auch Stoffe aus Bambus und Mais oder das aus Viskosefasern hergestellte Modal.
10. Viele Menschen versuchen das durch die Modeindustrie verursachte Tierleid, ausgerechnet durch Fleischessen, zu relativieren. Du hast sicher auch schon unzählige Male den Satz: “Wenn du kein Leder / Pelz / Wolle tragen willst, darfst du auch kein Fleisch essen!” bzw. “Du weißt schon, dass für Fleisch auch Tiere sterben?!” gehört. Die meisten Menschen, die auf Pelz, Leder und Co. verzichten sind sowieso Vegetarier oder Veganer. Und selbst wenn nicht, ist es doch besser wenigstens auf eine, tierquälerische Sache zu verzichten als alles zu unterstützen?!
Jeder kleine Schritt in die richtige Richtung ist wichtig. Menschen, die sich als Veganer:innen bezeichnen, verzichten für gewöhnlich auch auf andere tierliche Produkte wie Leder, Pelz usw. Umgekehrt gibt es viele Menschen, die zwar auf diese Kleidungsstücke verzichten, aber Fleisch essen. Ich denke das kommt daher, dass sie die Fleischerzeugung für weniger grausam halten, obwohl die beiden Industrien auch oft Hand in Hand gehen. Leder ist ja zum Beispiel oft ein Nebenprodukt der Fleischindustrie. Natürlich ist es besser, zumindest auf ein Tierqualprodukt zu verzichten, als auf gar keines. Bei umfassender Aufklärung müssten Menschen, die Pelz oder Leder für zu grausam halten, allerdings auch auf Fleisch verzichten. Denn in der Tierindustrie gibt es zahlreiche Praktiken, die tierliebende Menschen unmöglich gutheißen können.